Objekt des Monats November 2021

Krugvase mit Henkel und Ritzdekor
Gerda Körting
1960er Jahre | Saalfeld (Thüringen)

Maße:  13 cm |  Ø 7 cm (unten) / 5,5 cm (oben)
hellbrauner Scherben, dunkelbraune Glasur (getaucht)
Ritzdekor, weiße halbtransparente Glasur in den Ritzlinien

Schenkung aus der Sammlung ostdeutscher Keramiken von Heidrun Hauschild an den Förderverein Ofen- und Keramikmuseen Velten e.V., Oktober 2021

Die sachlich direkte und schnörkellose Form dieser kleinen Vase fällt dem Betrachter unvermittelt ins Auge. Diesen Eindruck unterstreicht die sparsame Gestaltung mit einfachen handwerklichen Techniken – dem Ritzdekor als Gitterlinie und der farblich den Scherben komplementierenden Glasur im oberen Viertel – welche allerdings in der Kombination dieser Vase den besonderen „Pfiff“ geben.

Korpus, Hals und Rand sind dergestalt proportioniert, dass die Krugvase ergonomisch handhabbar ist. Der großflächige, gerade Boden verleiht ihr die nötige Standfestigkeit. Aufgrund ihrer farblichen Gestaltung, des gezogenen Henkels und des dezenten Ausgießers erinnert sie entfernt auch an klassisch antike Formen, gehört aber im Zusammenspiel zwischen Gestalt und Funktionalität unmissverständlich zur keramischen Formensprache des zwanzigsten Jahrhunderts.

Entworfen und gefertigt wurde Sie von Gerda Körting (1911-2000) in den 1960er Jahren in ihrer Saalfelder Werkstatt. Gerda Körting gründete 1961 nach der Trennung von ihrem Mann, dem namhaften Keramiker Heiner Hans Körting, und dem Weggang aus der ehemaligen Bauhaus-Werkstatt im Thüringischen Dornburg an der Saale, die sie gemeinsam wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg 1949 von Otto Lindig übernommen hatten, in Saalfeld eine eigene Werkstatt, wo auch ihr Sohn Kristian ausgebildet wurde und er als selbständiger Töpfer wirkte. Die Saalfelder Werkstatt führte Sie bis zum Jahre 1989.

Die Prägemarke am Boden ist bei diesem Exemplar sehr schwach. In der Literatur zur Körting-Keramik sind allerdings eindeutig identische Vasen abgebildet. Die Sammlerin und Keramikliebhaberin Heidrun Hauschild begann in den 1990er Jahren leidenschaftlich und mit großem Interesse an den historischen Details DDR-Keramik zu sammeln. Außerdem begann sie die akribische Arbeit an einer Enzyklopädie zu diesem kunsthandwerklichen Themenfeld.

Ihre umfangreiche keramische Sammlung inklusive ihrer Notizen und Literatur hat das Ofen- und Keramikmuseum jetzt geschenkt bekommen, was unsere Sammlung an Gebrauchs- und Zierkeramik nicht nur bereichert, sondern die gezielte Profilierung einen großen Schritt voranbringt.

Wir danken Frau Hauschild dafür außerordentlich!